Gegen 6.30 bin ich von
Hubschrauberlärm und Geräuschen auf dem 1.HH (Hinterhof) aufgewacht. Der Hof war
mit Polizeibeamten gefüllt und die Tür zum 1.Seitenflügel wurde gerade
aufgebrochen.
Nach ca. 5 min wurde an meine Tür geschlagen und 5 Polizisten
in Kampfkleidung mit heruntergelassenen Helmschilden standen vor mir. Meine
Räumlichkeiten wurden kontrolliert und mir ausser dem Anziehen von Kleidung
jegliche Bewegung verboten. Mit mir wurden noch 2 weitere Bewohner auf unserer
Etage festgehalten.
Mir wurde das Rauchen verboten und ich konnte nur nach
langer Überredung kurz das auf der Etage befindliche Klo benutzen. Zu diesem
Zeitpunkt war die im selben Raum befindliche Duschkabine noch in einem guten
Zustand. Das Fenster dieses Raumes öffnet auf den 2. HH. Aus dem Fenster heraus
konnte ich erkennen, wie Fensterscheiben im 2.Seitenflügel (SF) herausgeschlagen
wurden und Gegenstände aus den Fenstern flogen.
Da ich zu diesem Zeitpunkt
von den beobachteten und akustisch zu vernehmenden Zerstörungen sehr beunruhigt
war, verlangte ich von dem kommandoführenden Polizisten in das im 2.SF 4.OG
Rechts befindliche Büro der Hausbewohner geführt zu werden. Nach Nachfrage bei
der Einsatzleitung wurde dieses gestattet.
Im 4.OG traf ich in der
Gemeinschaftsküche auf 2 weitere festgehaltene Bewohner (u.a. Herr W.) mit ihren
Hunden. Zu diesem Zeitpunkt waren sämtliche Einrichtungen der Küche wie Herd,
Kühlschrank und alle anderen von uns vorgenommenen Einbauten in einwandfreiem
Zustand.
Im Büro befanden sich 3 Zivilpolizisten und 2 Uniformpolizisten,
welche die dort befindliche technische Ausrüstung untersuchten. Auf Verlangen
der Zivilpolizisten öffnete ich den im Büro befindlichen Stahlschrank. Nach
kurzer Untersuchung des Schrankinhaltes wurde mir gestattet, wichtige Unterlagen
dem Schrank zu entnehmen und diesen anschließend wieder zu verschließen. Danach
wurde ich zurück in meine Räumlichkeiten geführt. Zu diesem Zeitpunkt war die
gesamte Einrichtung des Büros noch in einwandfreien Zustand.
Ein Fenster
meiner Räume öffnet auf den 2.Hinterhof. Während ich weiter festgehalten wurde,
konnte ich durch dieses Fenster ebenso wie im Büro im 4.OG hören wie im 2.HH
Glas und Holz zerstört wurden und Gegenstände auf den Hof fielen. Diese Geräusch
konnte ich vernehmen solange ich in meinen Räumen festgehalten wurde.
Nach
ca. ½ Stunde wurde ich von den Polizisten durch den Ausgang im 1.SF auf die
Straße geführt. Ich konnte nur einen Rucksack, einen Seesack und einige
Plastetüten mit persönlichen Habseligkeiten mit aus dem Haus nehmen. Vor dem
Haus wurde ich zwangsweise mit einer Polaroid fotografiert und anschließend in
eine Wanne verfrachtet. Dort wurde mir eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch und
Sachbeschädigung vorgehalten. Da ich nicht bereit war ein Protokoll zu
unterschreiben, blieb ich ziemlich lange (ca. 20Min) dort. Nach einem Gespräch
mit KK Wilde habe ich dann das Fahrzeug verlassen.
Zusammen mit Hr. W. kehrte
ich anschließend, begleitet von meinem persönlichen Polizisten durch den Eingang
im 2.SF in das Haus zurück. Auf dem 2.HH konnte ich zum ersten Mal die Personen
sehen, die mit Zerstörungen des 2.SF Beschäftigt waren. Sie befanden sich zu
diesem Zeitpunkt offensichtlich bereits in allen Räumlichkeiten des 2.SF. Keiner
dieser Personen war als Polizist zu erkennen. Der 2.HH war bedeckt mit Betten,
Stereoanlagen, Kissen, CD´s und vielen anderen Dingen, die wir als den Bewohner
gehörend identifizierten.
Vom Treppenabsatz im 3.OG des 2.SF sahen ich und
Hr. W., wie einer dieser Personen dabei, war Eigentum eines Bewohners in der
rechts gelegenen Wohnung zu durchsuchen und sich dabei Dinge in die Taschen zu
stecken. Diese Person war nicht als uniformierter oder Zivilbeamter ausgewiesen.
Unser persönlicher Polizist wurde von uns beiden aufgefordert die Plünderung und
Zerstörung unseres Eigentums zu unterbinden. Obwohl der Polizist dies dem
Plünderer untersagte, wollte dieser sich mit einer, Hr. W. gehörenden,
Baseballkeule aus Aluminium an uns vorbeidrängeln. Es ist dann fast zu einer
körperlichen Auseinandersetzung zwischen unserem persönliche Polizisten und dem
Plünderer gekommen, bis dieser die Keule herausgab und in eine Ecke des
Hausgangs stellte. Bis wir allerdings wieder an dieser Stelle vorbeikamen war
sie dann verschwunden.
Hr. W. und ich haben wiederholt und direkt unseren
Polizeibegleiter sowie mehrere andere Polizisten aufgefordert Zerstörungen und
Plünderungen zu unterbinden. Karten mit der Dienstnummer der jeweiligen
Polizisten wurden uns nicht ausgehändigt.
Der Stahlschrank im Büro im 4.OG
Rechts des 2.SF war bei unserer Ankunft gewaltsam aufgebrochen worden. Sämtliche
darin befindlichen Unterlagen, Disketten und Computerbauteile waren ausgeräumt
und zum Abtransport aufgestapelt. Bereits zu diesem Zeitpunkt war uns
ersichtlich, das komplett alle Spiele-CD´s und einige Geräte fehlten. Auf
Nachfrage bei unserem persönlichen Polizisten und dessen Nachfrage bei seinem
Chefs, erklärte uns dieser, das der Stahlschrank und das Büro nicht von der
Staatsmacht in diesen Zustand versetzt worden waren. Dies erschien uns auch nach
der vorhergegangenen zerstörungsfreien Durchsuchung plausibel. Bis wir das Büro
leergeräumt hatten, war ab diesem Zeitpunkt immer entweder Hr. W. oder ich im
Büro anwesend, da offensichtlich die Polizei unser persönliches Eigentum nicht
gegenüber den Plünderern sicherte.
Während wir die Geräte in ihre Kartons
verpackten, konnten wir Gegröle und weiteres Krachen von Holz, Glas und das
Zerbersten von Einrichtungsgegenständen auf dem Hof hören und aus dem Fenster
heraus beobachten.
Durch das Bürofenster konnten wir unter den Plünderern den uns beiden bekannten Eigentümer des Hauses Rigaerstr.80, Sven Rosemann erkennen. Aus einem Fenster im 3.OG des 2.SF wurde von S.Rosemann persönlich und von uns beiden deutlich sichtbar eine Stereoanlage und Lautsprecherboxen aus dem Fenster geworfen. Auch war zu beobachten das S.Rosemann der Befehlsgeber der Zerstörer und Plünderer war.
Auf meinem Weg hinaus auf
die Straße konnte ich immer wieder Zerstörungen und Plünderungen auf allen
Etagen des 2.SF beobachten. Auch wurden von mir begegnende Polizisten und die
erkenntlichen Oberpolizisten auf der Straße aufgefordert die Zerstörungen und
Plünderungen zu unterbinden, auch in Hinblick darauf das viele Bewohner das Haus
aufgrund der Maßnahmen der Polizei noch nicht wieder betreten durften und somit
ihr Eigentum nicht schützen konnten. Ich bin mehrfach sowohl vom Eingang des
1.SF und vom Eingang des 2.SF aus durch das Haus gegangen und musste
feststellen, das in allen Gebäudeteilen (1.SF, 2.SF und QG) die Plünderungen und
Zerstörungen trotzdem weitergingen.
Gegen 10.30 Uhr wurde mir von einem der
Polizisten versichert, das ich mein persönliches Eigentum am nächsten oder
übernächsten Tag abholen konnte. Daraufhin sind Hr. W. und ich zum Amtsgericht
Schöneberg gefahren, da mir aus einer vorherigen Einstweiligen Verfügung bekannt
war, das dies der späteste Zeitpunkt um eine solche Verfügung noch am Tag der
Räumung zu bekommen.
Berlin, den 10.10.1997
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